Kreischa – Vogelspinnen benötigen weder viel Platz noch viel Aufmerksamkeit. Sie brauchen nur alle paar Wochen Futter und wollen ansonsten in Ruhe gelassen werden. Die haarigen Achtbeiner sind somit zwar unkompliziert – aber nicht für jeden geeignet.
Vogelspinnen-Experte Volker von Wirth hat mehrere Fachbücher über die Tiere geschrieben. Der Vorsitzende der Deutschen Arachnologischen Gesellschaft besitzt etwa 30 Vogelspinnen. «Im Verhältnis zu anderen Terrarientieren brauchen Vogelspinnen viel weniger Platz», sagt er. Weil die Tiere auch in der Natur nur einen geringen Bewegungsradius haben, muss auch das Terrarium nicht sonderlich groß sein: «Für eine mittelgroße Vogelspinne mit etwa fünf Zentimeter Körperlänge genügt ein Terrarium mit den Maßen 30 mal 20 mal 20 Zentimeter.»
Das Zuhause der Spinnen hat also etwa Schuhkartongröße. Man solle den Spinnen aus falsch verstandener Tierliebe nicht so viel Platz wie möglich geben, bestätigt der Vogelspinnenzüchter Matthias Köhler aus Kreischa (Sachsen): «Die Tiere brauchen Kontakt zu den Außenwänden.»
Von Wirth beschreibt Vogelspinnen als genügsam: «Die meisten Arten brauchen eine Temperatur von 20 bis 25 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit.» Oft sei dafür keine extra Wärmelampe nötig, die hohe Luftfeuchtigkeit lasse sich durch morgendliches Sprühen mit Wasser erreichen. Der Pflegeaufwand sei gering. Gefüttert werden müssen die Tiere nur alle vier bis fünf Wochen mit einigen Grillen oder Heimchen.
Das bestätigt der Tierarzt Kornelis Biron aus Düsseldorf, der sich auf die Behandlung von Reptilien und Exoten spezialisiert hat. «Eine Spinnenhaltung ist gar nicht aufwändig», erklärt er. Generell seien Vogelspinnen je nach Art auch für Anfänger geeignet. «Es gibt allerdings Arten, die sind schwieriger zu halten, weil sie schlecht fressen oder sehr aggressiv sind. Dazu braucht man viel Erfahrung. Andere Arten haben deutlich weniger Ansprüche und sind daher besser für Anfänger geeignet.»
Worüber sich alle Halter bewusst sein müssen: Eine Vogelspinne ist kein kuscheliges Haustier. «Wenn man sich Vogelspinnen hält, dann vor allem, weil man das natürliche Verhalten beobachten will und sich daran erfreut. Es geht bei Spinnen nicht darum, eine Freundschaft aufzubauen. Menschen sind Spinnen komplett egal», sagt Biron. Aus dem Terrarium nehmen sollte man die Spinnen nicht – das bedeute puren Stress. Die Bisse der giftigen Vogelspinne sind für Menschen in der Regel nicht gefährlich. Überhaupt kommt es nur sehr selten zu Bissen, erläutert die
Arachnologische Gesellschaft. Und falls es doch passiert, kommt es meist nur zu kurz andauernden Reaktionen wie Brennen, Rötung, Anschwellen – ähnlich wie bei Insektenstichen.
Wer Vogelspinnen halten möchte, muss sich zunächst informieren, ob das in seinem Bundesland problemlos möglich ist, rät von Wirth. In einigen Ländern muss die Haltung laut Gefahrentierverordnung zunächst vom Amt genehmigt werden. Für die Anschaffung empfiehlt von Wirth Reptilien- oder Vogelspinnenbörsen. Dort seien Fachleute vor Ort, so dass gewährleistet ist, dass der Tierfreund auch genau die Art bekommt, die er möchte. Die Kosten für eine Spinne liegen zwischen 50 Cent für ein Jungtier einer häufig gezüchteten Art und bis zu 500 Euro für ein ausgewachsenes Weibchen einer seltenen Art. Auch Spinnen brauchen im Ernstfall eine Behandlung beim Tierarzt: «Viele Leute gehen mit ihren Vogelspinnen aber nicht zum
Tierarzt, weil sie nicht wissen, dass es welche gibt, die sich damit auskennen», sagt Biron. Sein Tipp: «Viele Kollegen, die Reptilien behandeln, kennen sich auch mit Spinnen aus. Zudem gibt es im Internet Listen mit entsprechend ausgebildeten Tierärzten.»
Fotocredits: Markus Scholz,Daniel Maurer,Franziska Gabbert,Daniel Maurer,Daniel Maurer
(dpa/tmn)
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