Heidelberg/München – Eine Partnerschaft zerbricht, neue Arbeitszeiten oder ein Jobwechsel stehen an: All das können Gründe sein, warum sich Halter nach neuen Betreuungsmöglichkeiten für ihren Hund umschauen müssen. In solchen Fällen kann Dogsharing eine flexible Lösung sein.
Völlig neu ist das Konzept nicht, sagt Hildegard Jung, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und -therapie (GTVMT) und Tierärztin für Verhaltenstherapie. «Früher war es in Familien oft üblich, dass man sich reihum um das Tier gekümmert hat. Neu ist, dass es Online-Plattformen gibt, auf denen Hundebesitzer und fremde Menschen zusammenfinden.»
Der Expertin zufolge gibt es Hunde, die sich problemlos mehreren Menschen anschließen können. Es sei aber wichtig, dem Tier die Möglichkeit und genügend Zeit zu geben, sein zweites Frauchen oder Herrchen näher kennenzulernen. Bei Hunden, die stark auf ihren Besitzer bezogen oder einfach schon älter sind, rät Jung zur Vorsicht: «Wenn es stressig wird für das Tier, wenn es Trennungs- und Verlustangst zeigt, dann ist viel Geduld gefragt.»
Das Zuhause von Mischlingshund Bebek ist bei Klaus Sandmaier in Dossenheim (Baden-Württemberg). Von Zeit zu Zeit schläft er aber auch in der Vierer-WG des Studenten Simon Luczak in Heidelberg, wo Bebek ein gern gesehener Gast ist. «Manchmal tauchen Situationen auf, da können weder meine Partnerin noch ich den Hund mitnehmen», erzählt Sandmaier.
Bei einem Spaziergang mit Bebek kam er ins Gespräch mit einer anderen Hundehalterin, die ihm von der Möglichkeit des Dogsharings erzählte. Er informierte sich und fand das Onlineportal
www.dogsharing-deutschland.de – und mit dem Gründer dieser Plattform, Simon Luczak, gleich einen Co-Betreuer für Bebek.
Simon ist zusammen mit einem Familienhund in Bayern aufgewachsen. Die Sehnsucht nach einem eigenen Hund ist groß, doch finanziell und zeitlich ist das momentan für ihn nicht drin. Simon fühlte sich sofort durch das Onlineinserat von Klaus Sandmaier angesprochen. Die beiden trafen sich, gingen gemeinsam mit Bebek spazieren – und die Sache war geritzt.
Klaus Sandmaier weiß seinen Hund bei Simon in den besten Händen. Da zwischen den Männern die Chemie so gut stimmt, haben sie sich nicht groß über einheitliche Kommandos oder Regeln abstimmen müssen. «Bei Klaus bekommt Bebek nichts vom Tisch – und da ist es doch selbstverständlich, dass das auch nicht bei uns passiert», sagt der Student.
Laut Hildegard Jung ist es eine Grundvoraussetzung, dass sich beide Halter gut verstehen. «Toleranz gehört natürlich dazu und dass man sich Freiräume lässt.» Generell sollte man klare Absprachen treffen: Wo verbringt der Hund wann wie viel Zeit? «Es muss einen Hauptbesitzer geben, der Verantwortung trägt, der wichtige Entscheidungen trifft und der den Hund notfalls auch ganz versorgen kann.»
Fotocredits: Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach
(dpa/tmn)
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