Wenn Blindenhund Cross das Geschirr auf Rücken und Brust spürt, weiß er, er ist im Dienst. Blind kann ihm sein Herrchen vertrauen, denn der Golden Retriever hat gelernt, mit den Augen der Menschen zu sehen. Als treuer Freund und Helfer ist er dabei mehr als eine simple Sehhilfe.
Schon nach dem Ersten Weltkrieg wurden Hunde wie Apollo als Blindenführer bei Kriegsveteranen eingesetzt. Per Zufall fand damals der deutsche Arzt Dr. Gerhard Stalling heraus, dass sich die treuen Vierbeiner für diese Aufgabe sehr gut eignen. Bis heute begleiten sie ihr Herrchen überallhin und lassen ihren Besitzer niemals im Stich.
Wesensfester Blindenhund
Nicht jeder menschenfreundliche Hund kann automatisch zum Blindenhund ausgebildet werden. Schon die jungen Hundewelpen werden in ihrem Verhalten genau beobachtet. Nur, wer wesensfest, neugierig und kontaktfreudig ist, kommt für die anspruchsvolle Aufgabe infrage. Diese Eigenschaften bringt der Golden Retriever schon von Haus aus mit, daher trifft man ihn oft als Blindenhund an. Doch auch andere Großhunderassen wie Schäferhund, Königspudel und Labrador sowie Kreuzungen zwischen den Rassen kommen infrage.
Vorsorgeuntersuchung und Röntgen
Bis Cross und seine Kollegen als Blindenhund eingesetzt werden können, stehen aber noch diverse Gesundheitschecks, die Ausbildung, Einarbeitung und Prüfung an.
Ein idealer „Blindenführhund“ wird mehrmals auf Herz und Nieren geprüft und geröntgt, denn sein zukünftiger Besitzer ist auf ein gesundes Tier angewiesen. Nichtsdestotrotz kommt es natürlich vor, dass Hunde über die Jahre hinweg krank werden, denn sie sind immer noch Lebewesen und keine Maschinen. Das sollte dem Halter auf jeden Fall bewusst sein.
Ausbildung von sechs bis zehn Monaten
Zu Beginn wächst der Junghund in einer Patenfamilie oder im engen Kontakt mit Menschen auf und wird anschließend mit einem bis eineinhalb Jahren ausgebildet. Während der sechs-bis zehnmonatigen Ausbildung lernt er, seinen Ausbilder sicher zu führen und ihm dabei Treppen, Ampeln und weitere Alltagsgegenstände und Hindernisse anzuzeigen. All das funktioniert über Hörzeichen wie „Such Treppe“ oder „Voran. Diese Aufgaben verlangen vom Hund volle Konzentration, so sollten Sie einen Blindenhund im Dienst auf keinen Fall ablenken.
Ziemlich beste Freunde
Nach der Ausbildung kennt die Hundeschule den individuellen Charakter des Hundes und beginnt einen geeigneten Halter zu suchen. Denn genauso wie nicht jeder Hundefan mit jedem Hund zurecht kommt, muss auch die Chemie im sogenannten „Gespann“ stimmen. Ist der richtige Sehbehinderte gefunden, beginnt die Einarbeitung, in der der Halter die Befehle und den richtigen Umgang mit dem Blindenhund erlernt. Zusammen lernen sie die Umgebung und den Alltag neu kennen und legen zum Schluss eine Prüfung ab, in der der Hund seinen Halter unter Beobachtung des Prüfers sicher führen muss.
Hohe Kosten für einen Hund
Der Weg zum ausgebildeten Blindenhund ist lang, daher kostet der tierische Helfer mindestens 10.000€. Das ist der größte Grund, warum die Hunde in Deutschland nicht zum alltäglichen Bild gehören. Sehbehindertenverbände und Krankenkassen diskutieren noch immer, ob ein genereller Anspruch besteht. Definitiv muss der Arzt den Hund verschreiben, danach prüft meist die Kasse, ob es nicht auch ein Langstock (Blindenstock) tun würde.
Mobilität und Lebensqualität
Alles in allem ist der Blindenhund viel mehr als nur eine Sehhilfe. Er begleitet seinen Halter durch das nicht immer leichte Leben, leistet ihm Gesellschaft und sorgt für Abwechslung. Oft knüpfen Sehbehinderte über ihren süßen Helfer neue Freundschaften und erhalten dadurch mehr Lebensqualität. Gleichzeitig sind sie mobiler und unabhängiger, denn ihr Hund hat im Gegensatz zu Bekannten und Freunden immer Zeit für sie. Seit 2011 entwickeln Wissenschaftler den ersten Blindenhund-Roboter, der zuverlässige Leistungen mittels GPS bringen soll. Doch wer Hunde mag, etwas von artgerechter Tierhaltung versteht und Hilfe braucht, trifft mit dem Blindenhund die beste Wahl.
Weitere Informationen findet ihr zum Beispiel hier. Wenn ihr sehbehindert seid und Fragen zum Blindenhund habt, wendet euch an den Deutschen Blindenführhundehalterverein in Hannover. Ansprechpartnerin ist Frau Helga Schmitzius.