Berlin – Vögel sind soziale Wesen und fühlen sich in Gesellschaft wohl. Doch eine Krankheit kann ein Vogel-Pärchen trennen. Was können Halter tun, wenn ein Vogel nach dem Tod seines Partners plötzlich auf sich allein gestellt ist?
Experten raten dringend davon ab, die Tiere einzeln zu halten. «Vögel, wie Kanarienvögel oder Wellensittiche, sind Schwarmtiere und sollten daher immer mindestens zu zweit zu gehalten werden», sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.
Bei der Suche nach einem neuen Vogel gilt es zunächst, auf das Geschlecht und das Alter zu achten. In der Regel verstehen sich Hennen und Hähne gut. Meist versucht man, ein Pärchen aus Männchen und Weibchen halten, erläutert der Tiermediziner Lukas Reese von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. «Bei vielen Sittichen funktionieren aber auch Männer-WGs wunderbar.» Wellensittiche sollte man idealerweise sogar in kleinen Gruppen halten, erklärt Stefanie Leisentritt, Koordinatorin für Tierschutz beim Verein der Wellensittich-Freunde Deutschland.
Bei der sogenannten Vergesellschaftung der Tiere gibt es große Unterschiede zwischen kleineren Vögeln, wie Wellensittichen oder Kanarienvögeln, und größeren Papageienarten. Für die kleineren Vögel sollte man möglichst schnell einen neuen Partner suchen. «Eine Trauerzeit, wie wir sie als Menschen vielleicht als angemessen empfinden würden, ist nicht notwendig», sagt Schmitz.
Bei den hochintelligenten Großpapageien kann eine «Trauerphase» von ein paar Monaten dagegen angebracht sein, sagt Reese. Viele Papageien brauchen Zeit, bevor sie einen neuen Partner akzeptieren.
Wo finden Halter überhaupt einen passenden neuen Vogel? Am ehesten werden sie in Tierheimen, über private Anzeigen oder Aushänge fündig. Auch die Kleinanzeigenbörse im Internet kann weiterhelfen.
Hat man einen möglicherweise passenden neuen Gefährten gefunden, ist es wichtig, die beiden Vögel langsam aneinander zu gewöhnen. «Man sollte versuchen, eine neutrale Umgebung zu schaffen», sagt Reese. Die Vögel sollten sich zunächst in zwei verschiedenen Käfigen aufhalten, die man am besten dicht aneinanderstellt, empfiehlt Schmitz. «So können sie sich gegenseitig sehen und hören und – wenn der Abstand verringert wird – auch direkten Kontakt durch die Gitterstäbe aufnehmen.»
Reese rät, die Käfige teilweise so abzukleben, dass die Vögel sich dem Sichtkontakt auch entziehen können. Versteckt sich eines der Tiere ständig hinter dem Sichtschutz, sei dies ein erstes Anzeichen, dass die Chemie zwischen den beiden nicht stimmt. Reagieren die Vögel jedoch mit freudiger Neugier, kann man in einem nächsten Schritt beide Käfige öffnen, so dass die Tiere interagieren können, aber weiter ihren eigenen Raum haben. Danach folgt das Zusammensetzen.
Am Ende dieses Prozederes stehen die Chancen gut, dass Wellensittiche und andere kleine Vögel miteinander klarkommen.
Bei Großpapageien ist die Vergesellschaftung dagegen schwieriger. Die Vögel verfügen über einen ausgeprägten Charakter. Im Idealfall haben Halter die Möglichkeit, den neuen Vogel zurückzugeben, wenn es mit dem Zusammenleben einfach nicht klappt.
Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Caroline Seidel,Benedikt Frings-Ness
(dpa/tmn)
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