Berlin – Dackel Frieda rast los. 50 Meter muss sie hinter sich bringen. Das Publikum jubelt, klatscht. Plötzlich bleibt sie am Rand der Rasenbahn stehen, schnüffelt und ist kurz abgelenkt. Doch dann besinnt sie sich, und rennt wieder los – die Zuschauer johlen.
Frauchen Ingrid Draheim hechtet vor ihr her: «Los, los, los, Frieda!» Der Dackel legt sich ins Zeug, lässt die kleinen Pfoten über den staubigen Grasboden trommeln und fliegt über die Ziellinie. Das Ergebnis: 14,09 Sekunden. Das reicht für den siebten Platz.
Mittlerweile gibt es solche Rennen überall in Deutschland für verschiedene Hunderassen. Um Ehrgeiz und Leistung geht es dabei meist nicht, der Spaß für Hund und Halter steht im Vordergrund.
Auch Ingrid Draheim aus Berlin-Rudow hat ihren Dackel nur zum Spaß angemeldet. Vor dem Start wird die erst neun Monate alte Frieda noch in Topform gebracht: Draheim wirft ihr Würstchen auf den Boden, die der Dackel mäßig interessiert beschnuppert. Im Gegensatz zu den anderen Rennteilnehmern, die aufgeregt bellen, fiepen und an der Leine zerren, ist Frieda tiefenentspannt.
Ursprünglich wurden Dackel als Jagdhunde gezüchtet, sie sollen nach Füchsen und Dachsen stöbern. Warum Dackel viele Fans haben, kann Udo Kopernik, Sprecher des Verbands für das Deutsche Hundewesen, leicht erklären: «Es gibt ihn in vielen verschiedenen Formen und Haarlängen, kurz, lang oder rau. Er ist verlässlich und platzsparend.»
Allerdings haben Dackel auch sture und eigenwillige Charakterzüge. Und beim Gassigehen kommen immer wieder ihre Zuchtanlagen zum Vorschein: das Buddeln und Jagen. «Beim Spazierengehen muss man deswegen vorausschauend sein», rät Kopernik.
Beim Dackelrennen in Berlin-Lichtenrade machen sich das viele Besitzer zunutze: Da werden den Hunden Bälle, Quietsch-Spielzeuge, Seile und sogar leere Plastikflaschen vor die Schnauze gehalten und über die Ziellinie geworfen, um die Tiere zum Rennen zu animieren.
Dackelrennen sind für die Tiere ungefährlich. «Mit Ausnahme von Tieren mit einer Herzerkrankung», sagt Kopernik. «Die Strecke sollte außerdem der Kondition des Hundes angemessen sein, und das Wetter muss berücksichtigt werden», sagt Ariane Ullrich vom Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater.
Da Dackel bis zu 15 Jahre alt werden können, gibt es bei dem Lichtenrader Rennen zwei Distanzen: Die jüngeren Hunde müssen 50 Meter Strecke schaffen. Ab sieben Jahren gelten die Dackel als Senioren und müssen nur noch 25 Meter laufen.
Wer sich gerne einen Dackel anschaffen möchte, kann sich zum Beispiel an den Deutschen Dackelclub wenden: «Er kennt die Züchter am besten», sagt Kopernik. Das Schöne an der Dackelhaltung ist für ihn die große Verbreitung der Rasse: «Es gibt überall eine Community.» Da finden auch Neuhalter schnell Anschluss.
In Lichtenrade ist es der Verein «Freunde der Dackelranch Lichtenrade», der das Rennen nun zum 37. Mal ausgerichtet hat. Auch Nichtmitglieder können an den Rennen teilnehmen. Zur Anmeldung müssen Halter nur einen gültigen Impfausweis vorlegen.
Am Ende des Rennens ist Ingrid Draheim zufrieden mit der Premiere von Frieda, und gönnt sich selbst erstmal eine Wurst. Ihre Hündin posiert in der Zwischenzeit für Fotos. Eventuell werden sie im kommenden Jahr noch einmal antreten. Dann reicht es vielleicht fürs Siegertreppchen und für einen Pokal fürs Wohnzimmer.
Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Ekkehart Reinsch,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)
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