Velbert – «Der Bluthund stinkt, sabbert und ist nicht zu erziehen, haben Sie noch Interesse?», fragte der Zuchtwart Nicole und Karsten Joppich aus Velbert, bevor sie ihren ersten Bluthund mit nach Hause nahmen.
Sie haben ihre Entscheidung nie bereut: einmal Bluthund, immer Bluthund. Karsten Joppich ist mittlerweile Vorsitzender des deutschen Bluthundeclubs.
Dass der Bluthund, auch Bloodhound genannt, ein ganz besonderer Hund ist, sieht auch Züchterin Martina Grywnow aus Berlin so: «Er hat seinen eigenen Kopf und weiß, was er will. Gefällt ihm etwas nicht, dann macht er es auch nicht.» Der Vierbeiner passe daher nicht zu jedermann. «Wer einen Hund sucht, der bei jedem Pfiff brav bei Fuß läuft, sollte die Finger vom Bluthund lassen», bestätigt Burkhard Seibel. Er ist Diplombiologe aus Siegen und Obmann für Öffentlichkeitsarbeit vom Verband für das deutsche Hundewesen.
Die Erziehung dauert im Schnitt länger als bei einem Schäferhund oder Riesenschnauzer. «Selbst nach vier Jahren ist ein Bluthund erst zu 80 Prozent erzogen», erklärt Martina Grywnow. Der Besuch einer Hundeschule ist für die Halter oft eine Herausforderung, da die Ausbilder den speziellen Charakter des Bluthundes nicht immer berücksichtigen und lediglich versuchen, ihn zu Gehorsam zu zwingen.
Nichtsdestotrotz ist der
Bluthund ein sehr sensibler und feinfühliger Hund. «Er braucht Zeit, um sich zu öffnen, ist danach aber eine treue Seele», beschreibt Grywnow. Fühlt er sich ausgeschlossen, kann er traurig und sogar nachtragend sein. Kindliches Fehlverhalten verzeiht er dafür schnell.
Sein Name erinnert zwar an eine vermeintliche Bösartig- oder Blutrünstigkeit, doch leitet er sich vielmehr von «blooded hound» ab, was «Laufhund von reinem Blut» bedeutet. Die edle Blutlinie hat sich über Jahrhunderte hinweg durchgesetzt, so dass der Bluthund mittlerweile einen langen Stammbaum vorweisen kann.
Dass der Bluthund meist seinem eigenen Willen folgt, liegt hauptsächlich an seiner besonderen Nase. Mit über 300 Millionen Riechzellen hat er die mit Abstand feinste Hundenase. Der Schäferhund hat im Vergleich dazu nur rund 127 und der Mensch sogar nur 5 Millionen Riechzellen. Geht man mit einem Bluthund spazieren, bestimmt er den Weg. «Wenn die Hundenase einen guten Geruch entdeckt, dann folgt sie ihm. Das Herrchen am anderen Ende der Leine muss warten», sagt Nicole Joppich.
Trotz seiner optimalen Voraussetzungen wird der Bluthund in Deutschland nur selten als Diensthund eingesetzt. Zum einen kommt er nicht gut mit wechselnden Hundeführern klar, zum anderen sind die Ausbildungs- und Futterkosten höher als bei anderen Rassen. Bei der Personensuche, dem sogenannten Mantrailing, verzichtet man dennoch nicht auf ihn. Denn im Aufspüren von Kindern oder Demenzkranken, die nicht mehr nach Hause finden, ist der Bluthund einfach unschlagbar.
Fotocredits: Markus Scholz,Markus Scholz,Markus Scholz,Markus Scholz,Markus Scholz,Markus Scholz
(dpa/tmn)
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