Hamburg – Als Hündin Hazel aus dem Wasser kommt, klebt das haselnussbraune Fell tropfend an ihrem Körper. Zufrieden legt sie ihr Spielzeug vor ihrer Besitzerin ab. Die Border-Collie-Dame hat gerade einen gewaltigen Satz hingelegt:
5,50 Meter ist sie durch die Luft gesprungen, bevor sie mit einem lauten Platschen im Pool landete und zu ihrem Spielzeug paddelte. Hazel ist einer der Vorzeigehunde einer Disziplin, die immer mehr Hundebesitzer für sich entdecken: Beim Dog oder Dock Diving springen Hunde von einem Steg oder einer Rampe ins Wasser – möglichst weit oder möglichst hoch.
«Big Air» heißt die in Deutschland am weitesten verbreitete Disziplin, hier geht es allein um die Sprungweite. «Hazels Rekord liegt bei 7,60 Meter», erzählt Besitzerin Maxime Martens. Sie gibt europaweit Seminare, um anderen Hundebesitzern die Sportart näher zu bringen.
In Deutschland finden seit 2012 größere Wettkämpfe statt. Die Szene sei bisher eher semiprofessionell eingestellt, trotzdem reisen Aktive inzwischen dafür durch das ganze Land, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Die Wettkämpfe finden meist auf Messen oder anderen Großveranstaltungen statt. Für die Durchführung braucht es neben einer sechs Meter langen Rampe auch einen 9,60 Meter langen Pool mit mehr als 50.000 Litern Wasser. Von der Rampe aus werfen die Hundehalter einen Gegenstand ins Wasser, die Hunde nehmen vom Ende des Stegs aus Anlauf und springen ihrem Spielzeug hinterher.
Wer ausprobieren will, ob sein Hund ein guter Wasserspringer ist, braucht aber keine professionelle Anlage. Stege an öffentlichen Gewässern wie Seen und Kanälen bieten sich zum Üben genauso an. Man sollte nur darauf achten, dass das Wasser mindestens einen Meter tief ist und der Steg nicht zu hoch über der Wasseroberfläche liegt. «In Badegewässern sind Hunde außerdem oft nicht erlaubt», so Kopernik.
Alles steht und fällt damit, ob der Hund sich im Wasser wohlfühlt. Jagdhunde- oder Retrieverrassen sind wasseraffin, bei anderen Hunden tastet man sich am besten vorsichtig an das Element heran. «Badehose an und rein ins Wasser», rät Kopernik den Hundebesitzern. Mit dem Lieblingsspielzeug könne man dann langsam das Apportieren aus dem See oder Pool üben.
Aber nicht alle können sich mit dem Sprung ins Ungewisse anfreunden. Manche Tiere begnügen sich damit, vom Steg aus vorsichtig die Pfote ins Wasser zu stecken. Darauf müsse man dann Rücksicht nehmen, sagt Kopernik. «Schubsen gilt nicht.»
Hat der Hund Gefallen an den Sprüngen ins Wasser gefunden, kann man nach und nach die Distanz der Würfe steigern. Talentierte Hunde verfeinern dann von selbst ihre Technik. Aber: «Die Wurftechnik ist sehr wichtig», erläutert Hundetrainerin Martens. Ein flacher Wurf zieht auch einen flachen Sprung nach sich.
Wie gut die Hunde sind, wird bei
Wettkämpfen per Videoanalyse bestimmt. Es gibt zwei Größenklassen, bei den großen Hunden sind vier Meter Sprungweite schon ein passabler Wert. Gemessen wird der Abstand vom Ende der Absprungbühne bis zur Schnauzenspitze, erklärt Alexander Dobernig, Organisator von Wettkämpfen. Die Teilnahme ist kostenlos, zu gewinnen gibt es meist kleine Sachpreise.
Das Tier sollte dabei nicht überfordert werden. «Voraussetzung ist, dass der Hund Spaß am Wasser und am Hereinspringen hat», betont Anna-Laura Knorpp vom Deutschen Tierschutzbund. Wenn Hunde sich nur schwer motivieren lassen, sich entziehen wollen oder stark hecheln, ist das ein Zeichen für zu viel Druck. Außerdem sprechen Augen- und Ohrenentzündungen oder Gelenkprobleme gegen einen Einsatz.
Fotocredits: Ina Fassbender,Ina Fassbender,Ina Fassbender,Ina Fassbender,Ina Fassbender,Ina Fassbender,Ina Fassbender
(dpa/tmn)
(dpa)